In den sprachwissenschaftlichen Domänen der Syntax und Morphologie wird traditionell mit binären Kategorien gearbeitet, was angesichts der Taxonomie von Sprachstrukturen unabdingbar erscheint. Tatsächlich führt dies jedoch nicht selten zu Zuordnungsproblemen. Ein bekanntes Beispiel ist die Subjekt-Verb-Kongruenz, welche als diachrone Skala zwischen einem freien Personalpronomen und einem fusionierten Affix beschrieben worden ist. Verschiedene Ausprägungen dieses Kontinuums sind heute synchron in den romanischen Sprachen und Varietäten zu beobachten. Im modernen Französisch können diese entweder als Interaktion zweier Grammatiken beschrieben werden oder alternativ als sprachliche Variation auf einer Skala innerhalb einer einzigen Grammatik. Welchen Mehrwert bieten diese beiden Betrachtungsweisen jeweils? Können Skalen möglicherweise in feinkörnige binäre Oppositionen aufgebrochen werden?
Organisation: Charlotte Meisner, Lorenzo Filipponio